Bewaffnet mit Marco Polo, Kreditkarte und Kamera fuhren wir am Mittag vom 29.5.17 ab Luzern Richtung Norden. In Deutschland hiess es im Radio die ganze Zeit „Hitzefrei“. Das steckte uns an und wir suchten uns einen Camping mit Pool. Über das Camperapp wurden wir in Hutten-Heiligenborn fündig, doch leider war der Pool Bestandteil eines Freibades, welches erst am 1.6.17 die Saison startet. Somit musste ein kühles Bier zur Abkühlung bei 32 Grad reichen. Kaum den Grill angezündet kam auch schon der erste Camperfan, welcher unseren Polo bestaunte und welchen wir fast nicht mehr los wurden.
Am nächsten Morgen gings auf nach HAMBURG. Dort haben wir die Nächte im Hippie-Dorf ElbeCamp verbracht und die Tage radelten wir jeweils die ca. 14km der Elbe entlang – neben den riesen Containerschiffen - nach Hamburg. Im Hop-on-Bus der blauen Linie, liessen wir die abwechslungsreiche Stadt auf uns wirken. Echt ein "Muss" diese Stadt.
Weiter führte uns der Weg an die OSTSEE, genau genommen zum Camping California bei Schönenberg. Hier hat das Feriengefühl angefangen - Sommer, Sonne & Meeresbriise. Doch da es sehr stark und kühl windete (ca. 20 Grad), wagten wir uns nicht ins Meer. Stattdessen genossen wir eine Velotour durch die Küstendörfchen und besuchten das U-Boot-Museum und den Hafen in Laboe.
Nächste Mission: Mit nur einem Stop durch DÄNEMARK. Den Stop legten wir am Hafen von Bogense im Nord-Westen der Insel Fünen ein. Hübsches kleines Hafen-Dorf und neben dem Camping hatte es ein Hallenbad, wo wir kurz einige Längen zogen und anschliessend in der Sauna das erste Mal schwitzen konnten. Olé!
Am nächsten Tag gings direkt weiter – eine Woche nach Start – fuhren wir von Kopenhagen über die lange Öresundbrücke in SCHWEDEN ein. Ehrlich: Die Storebaelt-Brücke von Nyborg nach Korsor ist viel spektakulärer.
Kaum im Lande, ab ins Vikinger Freilichtmuseum von FOTEVIKEN. Eine Art Ballenberg auf Vikingerart – sehr eindrücklich. Die Nacht verbrachten wir in Wallanders Krimistadt YSTAD. Top Camping, schöne Küste, härzige Stadt und top Wetter – hier kann man bleiben. Das einzig komische war, dass es mehr asiatische Restaurants hat als „Normale“.
Uns zog es ins Landesinnere, in die Wälder der Elche. Doch vorher suchten wir noch die mystische Steinformation Ales Stenar in KASEBORGA auf. Man geht davon aus, dass diese Steine - in Formation eines Schiffes - zu Vikingerzeiten als Sonnenuhr dienten. In KOSTA besuchten wir den ältesten aller Älgparks – zu unserem Glück kamen tatsächlich einige Elche aus dem Walde und liessen ihre Mächtigkeit bestaunen. Wir trauten uns kaum zu bewegen, denn beim kleinsten Geräusch oder Bewegung zuckten sie zusammen und rannten wieder Richtung Wald. Elche gehören wohl zu den scheuesten Tieren, sind jedoch das grösste Hirschtier der Erde, die Schulter kann über 2m hoch werden. Da sie immer im Spätwinter ihr Geweih ablegen, sahen sie ziemlich nackt aus aber trotzdem einzigartig.
Für die Nacht suchten wir uns einen Platz an einem der vielen Seen. Doch es war viel bewohnt oder verwildert, so landeten wir auf einem unbewachten idyllischen Campingplatz direkt am Törn See. Da hauste nebst uns lediglich eine Fischergruppe. Es war fast wie wildcampen.
Am nächsten Tag fuhren wir auf die Kalksteininsel Öland, an der Sonnenküste Schwedens. Hier macht auch die Königsfamilie Sommerferien und ihr Schlossgarten ist zur Besichtigung öffentlich. ÖLAND ist bekannt für sein Alvargebiet und Agrargebiet, kurlige Kalksteinformationen, die vielen Windmühlen und den Trollwald im Norden. Die Bäume im Trollwald sind aufgrund des Windes kurvig gewachsen (Insider: Gadäus vom Schachenwald hätte sich hier sicher auch wohl gefühlt).
Bei der schönen Natur gelang es uns recht gut den biisig kalten Wind auszublenden. Etwas konnten wir jedoch nicht ausblenden – einen Tourist. Seit der Krimistadt Ystad werden wir verfolgt. Zur gleichen Zeit im Camping eingecheckt, im gleichen Restaurant in Ystad gegessen, zur gleichen Zeit auf Öland die Kalksteine bestiegen und letztendlich sogar im gleichen Camping auf Öland! Doch dann sprach er uns an, es war wohl keine Verfolgung, vielmehr die gleichen Interessen, der gleiche Reiseplan :)
Am letzten Abend fuhren wir mit dem Velo nach Löttorp, wo wir eine schwedische Spezialität „Plankstek“ (Steak auf Kartoffelstock mit Sauce Bernaise - Verbreitetste Beilage) zu Abend assen.
Nach Öland trieb uns das Wetter an den Vätternsee. Auf dem Weg dorthin machten wir einen kurzen Mittagsstop in VIMMERBY - der Heimatstadt von Astrid Lindgren und einen Kurzwanderstop in ESKJÖ - Hier gibt es einen der höchsten Punkte Südschwedens (Skuruhatt 334m.ü.M) sowie eine feucht-tropische Schlucht (Skurugata). Eine Art wie unsere Wolfschlucht auf dem Krienser Sonnenberg. Optimal zum Füsse vertreten. Während wir in der Schlucht waren, setzte Regen ein, perfekt passend zur Umgebung. Am Vätternsee, im Camping in GRÄNNA, hellte es auf und wir genossen noch einige Sonnenstrahlen am Abend. Die Nacht war so gewaltig windig, dass wir nachts um 3 die Sonnenstore und das Dach einzogen und unser Schlafgemach im unteren Teil des Polos aufbauten.
Am wolkigen Folgetag erkundeten wir das Dorf und die vielen Süsswarenläden, die die bekannten rot-weissen schwedischen Polkagris herstellen. Spektakuläres Handwerk und lecker noch dazu. Zu unserem Glück verzogen sich die Wolken am früheren Nachmittag und wir konnten bei relativer Windstille mal einen Nachmittag im T-Shirt an der Sonne geniessen.
Götakanal – das Thema des neuen Tages. Der von 58‘000 Soldaten händisch erschaffene Kanal von Ost- nach Westschweden. Wir haben in den Orten BERG und BORENSBERG einige der insgesamt 58 Schleusen inspiziert. Spannend, und hier haben sich zum ersten Mal so richtig viele Touristen blicken lassen.
Am Nachmittag fuhren wir in den Nationalpark TIVEDEN, um für die Wanderung am nächsten Tag ready zu sein. Der Camping wird von Holländern geführt. Wir wurden noch nie so herzlich empfangen und verabschiedet wie hier. Hier kann man sich nur wohlfühlen. Obwohl wir voll in den Wäldern waren, gabs morgens frisches Brot, die Sanitäranlagen waren top, hatte einen gratis Hotspot und lag tatsächlich auch an einem See mit Kanus. Hier machten wir mal schwedisches Apéro. In einem Coop haben wir uns 2 Gläser eingelegten Hecht (Sill) gekauft, einmal in Senf und einmal in Zwiebeln. Super lecker, dazu gabs Chips und Aperol.
Im Nationalpark liefen wir einfach mal drauflos. Als wir merkten, dass wir uns bald im Kreis drehen, fanden wir Schilder und folgten diesen bis zum anderen Eingang, wo wir uns auf der Karte orientierten. Da der N.P. nur ca. 13qkm gross ist kann man gut mehrere verschiedene Kurzwanderungen machen. Es hat Strecken von 3-7km. Wir haben insgesamt ca. 10 km gemacht. Der Park ist ein kleines Wunder. Man sieht dem Gestein die Eiszeit wirklich an, es hat extrem viele vom Eis geprägte abgerundete Stellen und viele Findlinge. Zudem ist es sehr grün und moosig und hat auch weisses Moos (Rentierflechten) und immer mal wieder kommt man an einem See vorbei. Für Naturverliebte also ein absolutes Muss. Wir trafen es mal wieder mit dem Wetter.. ein Wechselbad zwischen Regen und Sonne. Mystisch, wie das Moos nach dem Regen jeweils durch die Sonne zu dämpfen begann. Wieder beim Auto machten wir uns Kaffee und genossen die schwedischen Zimtschnecken (Kanelbullar), welche wir am Morgen vom Camping noch mit auf den Weg nahmen.
Die letzten Schwedentage wollten wir beim nördlichen Schärengarten des Vätternsees mit chillen und Wassersport verbringen. Da es aber mal wieder sehr heftig windete und der Wetterbericht auch eher Wasser von oben prophezeite, machten wir uns auf den Weg in den Süden. Auf dem Weg gingen wir mal wieder in eine "Gatukök" essen, eine schwedische Strassenbeiz. In MALMÖ im First Camping angekommen, fühlten wir fast tropische 20 Grad und waren froh über unsere Entscheidung. Hier genossen wir am ersten Abend nochmal typisch schwedisches Essen in einem Segelclub am Hafen. Am Folgetag fuhren wir mit dem Velo die knapp 7km nach Malmö City und bestaunten die frische, moderne, sympathische Stadt. Am Nachmittag genossen wir die warmen Sonnenstrahlen - es wäre fast Badewetter gewesen – und für das Nachtessen zügelten wir Grill, Tisch und Stühle auf einen leeren fremden Platz hinter uns, weil der noch lange Sonne hatte.
Am nächsten Morgen liessen wir uns gemütlich Zeit mit Spörtle, zMörgele und Aufräumen. Am Mittag war Aufbruch nach Trellenborg. Von hier aus fuhr um 16.30 Uhr (bei 18 Grad) unsere Fähre von Stenaline nach Rostock DE.
In Schweden gibt es Camping ohne Lädeli oder Restaurant aber was sicher nie fehlt ist ein Minigolf. Selbst Restaurants oder auch Sehenswürdigkeiten haben oft eigene Minigolfanlagen. Trotzdem oder vielleicht auch wegen dem Übermass, verliessen wir Schweden, ohne ein einziges Mal Minigolf gespielt zu haben.
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Die 6 Stunden Fahrt mit der Fähre verbrachten wir mit Beobachten, Schlafen, Lesen und Essen. Wir haben uns eine Kabine mit Betten geleistet. Wenn man Schlafen will - gemütlicher, denn es lagen viele Leute bei den Sitzgegenden am Boden. Wenn man nicht schlafen will, nicht nötig, es hat genug Sitzgelegenheiten und ein Restaurant. Die Fähre lohnt sich immer - preis- und zeitgünstiger als selber fahren und Benzin zahlen.
In ROSTOCK (23.00 Uhr und noch 22 Grad!) angekommen fuhren wir noch knapp eine Stunde. Um Mitternacht hielten wir auf einer Raststätte und versuchten Schlaf zu kriegen. Vor lauter Aufregung es könnte jemand „motzen“ und den Geräuschen der an- und abfahrenden Lastwagen, kriegten wir kein Auge zu. Bereits um 05.00 Uhr am Morgen entschieden wir uns, dem „Ranggen“ ein Ende zu setzen und fuhren los. Nach ca. einer Stunde stärkten wir uns an einer Raststätte mit Frühstück und fuhren im Stunden-Wechsel nach DARMSTADT. Hier wuschen wir mal wieder die Kleider und checkten danach im Golf Resort absolute in GERNSHEIM ein. Eine Oase. Das Zimmer war etwa 8 Mal so gross wie unser Auto, wir verloren uns fast. Wir liessen uns hier 2 Tage bedienen, schwitzten in der Sauna und im Fitnesscenter, schwammen um die Wette, lasen stundenlang und beobachteten die schnöseligen Golfspieler beim Abschlag und Einlochen. Wir wissen nicht, was der nette Herr an der Reception dachte, als wir anstatt mit Koffern, mit unseren Rako-Kistli ankamen :-).
Am Sonntag fuhren wir die letzten paar Kilometer nach RUST. Nach einer Stärkung im Restaurant Löwen, parkten wir unser Baby auf dem Stellplatz vom Europapark. Ein Parkplatzbewirtschaftungssystem für Camper mit WC, Dusche und Abwaschstation – ohne Reception. Den Nachmittag verbrachten wir am kleinen Badesee gleich hinter dem CampPark – es war das erste Mal so richtig heiss in unseren Ferien (ü30 Grad!) – herrlich.
Montag, auf geht’s, die Bahnen warten auf uns! Wir starteten mit der BlueFire zum Frühstück – keine Minute Wartezeit. Danach Wodan, und alle anderen Bahnen gemütlich durch, zwei weitere Male BlueFire und insgesamt 4 Mal Silverstar. Zur Abkühlung gabs zwischendurch eine Wasserbahn und zur Stärkung die obligaten Crepes, Burgers, Waffeln, Pizza, süsse Popcorn etc. Wir haben den Tag voll ausgekostet und sprangen zum Abschluss nochmals in den Badesee hinterm CampPark.
Am nächsten Morgen zahlten wir unser Parkticket, kauften im Lidl noch kurz günstiges Grillfleisch und fuhren dann schnurstracks nach MURG an den Walensee. Zurück in der Heimat umringt von Bergen und See. Ein Traum von einem Ort. Jeden Morgen vor dem Frühstück eine Abkühlung im glasklaren Walensee. Die letzten Ferientage sind angebrochen - Wir liessen unsere Körper die Hitze und Sonne aufsaugen, fuhren mit dem Velo nach Walenstadt und gingen SUPlen, besuchten Nana, Disi und Ellie in der LENZERHEIDE, gingen in den Outlet nach LANDQUART und wanderten durch die Schieferfelsen und Blumenweiden der FLUMSERBERGE. Doch irgendwann kommt immer der Tag wo man dann doch mal wieder nach Hause sollte.. Wir wurden mit einem leckeren Nachtessen bei Mams und Paps Lingg willkommen geheissen. Die letzten paar Tage vor dem Arbeitsstart nutzten wir um zu waschen, Auto putzen und wieder einen Schnitt in die Haare zu kriegen.
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